Olivia Ford: Der späte Ruhm der Mrs. Quinn

Mrs. Jennifer Quinn backt schon ihr ganzes Leben. Ihre bereits früh verstorbene Mutter hat in ihr die Liebe zum Backen geweckt. Die köstlichen Gerüche und liebevoll zubereitete Köstlichkeiten aus dem Backofen lassen Erinnerungen an schöne Zeiten aufleben. Ein Büchlein mit gesammelten Familienrezepte ist ihr größter Schatz.

Heute ist Jennifer bereits 77 Jahre alt und steht kurz vor der Diamantenen Hochzeit. 60 glückliche und ruhige Ehejahre mit Bernard liegen hinter ihr. Aber ist das jetzt alles, was kann das Leben für sie noch bereit halten?

Kurz entschlossen bewirbt sie sich heimlich bei einer englischen TV-Backshow. Wider Erwarten wird sie tatsächlich angenommen. Eine aufregende Zeit steht ihr bevor Doch das ruft auch alte Erinnerungen an ihr größtes Geheimnis wach, das sie nie mit ihrem Mann geteilt hat.

Dieser Roman ist wie ein Stück des Lieblingskuchens, der einem auf der Zunge zergeht!
Erleben Sie mit, welche Wunder noch auf Jennifer und Bernard warten.
„Ein bewegender Roman über eine lebenslange Liebe, über das Älterwerden und den Mut, etwas Neues zu wagen!“

Ich kann nur sagen, am besten mit einer Decke einkuscheln, ein Stück Kuchen dazu und lesen! :-)

Lesen kann glücklich machen, dieser Roman ist der Beweis!

Laura Labas: Bronwick Hall - Dornengift

In der magischen Universität Bronwick Hall werden junge Hexen ausgebildet, unter anderem auch Blaine. Sie hält sich bedeckt und versteckt vor aller Welt ihre wahre Begabung, aus Furcht vor ihrer Großmutter. Sie möchte weitere unnötige Aufmerksamkeit vermeiden, die ihren Familienruf schaden könnte. Denn ihr Vater ist wegen Hochverrats verhaftet worden, da er Teil einer Rebellenorganisation ist.

Plötzlich wird Blaine immer wieder attackiert und erhält Drohungen. Bloß von wem? Aus Angst vor ihrer übermächtigen Großmutter sieht sie nur eine Lösung: die Heirat mit Karan.

Durch den neuen Professor Saints wird auch ihre wahre Begabung enthüllt und sie erhält von ihm Privatunterricht, um ihre Macht zu kontrollieren. Von da an, versteckt sie ihre Begabung nicht mehr.

Urplötzlich kommt es in der Universität zu einem Angriff von den Rebellen. Ihr Verlobter Karan wird durch einem Pfeil vergiftet. Um ihn zu retten, verbündet sie sich mit dem jungen Professor Henry Saints. Mit einer kleinen Gruppe von Schülern wagen sie sich in die Unterwelt, um ein Gegengift zu suchen.

Man erkennt eine Veränderung in Blaines Charakter, sie ist nicht mehr so zurückgezogen wie vorher, sie lässt sich nicht mehr alles gefallen und steht für sich selbst ein. Auch überwindet sie ihre Einsamkeit, indem sie endlich Freundschaften schießt.

Am Ende kommt es zu einer überraschenden Offenbarung, die Blaine zutiefst erschreckt. Denn damit hätte niemand gerechnet...

Katrin Burseg: Adas Fest

Es sind Ferien! Ich sitze in Zeeland am Strand, die Sonne scheint, die Wellen plätschern, die Möwen ziehen ihre Kreise.

Ich bin vertieft in „Adas Fest“, jede Seite fesselt mich. Und ich fühle mich, als wäre ich auf der Terrasse von Adas Strandhaus an der französischen Atlantikküste. Hier möchte Ada zum letzten Mal ein großes Fest feiern, bevor das Meer, durch den steigenden Meeresspiegel, ihr geliebtes Strandhaus verschlucken wird.

Hier hat sie mit ihrem Mann, dem gefeierten Maler Leo, ihren drei Töchtern und den dort lebenden Freunden Vincent und Mathilde ihre Sommerurlaube verbracht.

Um nicht zu viel zu verraten: Dieser Roman ist eine großartige Familiengeschichte, die Liebe, Sehnsucht, Verletzungen, das Altern, den Klimawandel und ein großes Geheimnis vereint.

Und auch, wenn Sie nicht selbst am Strand sitzen, wird Katrin Burseg Ihnen durch wundervolle Sprache, Bilder und Gefühle die Atlantikküste in Ihr Wohnzimmer bringen.

Klare Leseempfehlung!

Ken Follet: Die Waffen des Lichts

Lange haben wir alle drauf gewartet und jetzt ist der neue Roman "Die Waffen des Lichts" von Ken Follett erhältlich!
Er wird als 5. Teil zwischen den Bänden "Das Fundament der Ewigkeit" und "Sturz der Titanen" angeordnet.

In der Zeit der Industrialisierung kam es zum Umbruch. Eine Ära, in der Tradition und Fortschritt aufeinanderprallten, brach an. Klassenkämpfe drangen in alle Teile der Gesellschaft vor und der gesamte Kontinent wurde von einem erbitterten Krieg erfasst.
Während die Herrschenden in England alles dafür taten, ihr Land zur dominierenden Wirtschaftsmacht zu formen, griff in Frankreich Napoleon Bonaparte nach der Macht. Ein großer internationaler Konflikt bahnte sich an, immer mehr Männer zogen in den Krieg.

Im Buch stellt sich eine Gruppe von Kingsbridgern - darunter Spinnerin Sal Clitheroe, Tuchhändler Amos Barrowfield, Weber David Shoveller und Kit, Sals ebenso erfinderischer wie eigenwilliger Sohn - dem Kampf einer ganzen Generation. Sie streben nach Bildung und Wissen und kämpfen für eine Zukunft ohne Unterdrückung ...
Sie finden das Buch bei uns und können mit ihm Ihre Sammlung ergänzen!

Andrew Shvarts: Written in Blood

In diesem Fantasy-Roman verfolgen wir die Geschichte einer jungen Magierin namens Alka. Sie hat sich einer Gruppe Rebellen angeschlossen, um die Magiergemeinde zu stürzen. Sie verliert schon früh ihre Eltern und wird von Whisper, der Anführerin, groß gezogen.
Schließlich kommt es zu ihrer großen Mission, eine Spionin in der Blackwater Academy zu sein, wo auch ein gefährlicher Wettbewerb stattfindet.
Die Geschichte wird aus Alkas früherer und heutiger Sicht erzählt, was mir sehr gut gefallen hat, denn dadurch erfährt man auch von ihrer Vergangenheit und davon, wie es zu bestimmten Ereignissen überhaupt gekommen ist.

Der Autor schreibt über eine Welt in der große Ungerechtigkeit herrscht und die Magier ihre Macht missbrauchen. Alka muss an der Academy eine neue Identität annehmen und will mit den Magiern so wenig wie möglich zu tun haben. Allerdings findet sie wider Willen Freunde und Verbündete. Ihr fällt es immer schwerer, diese weiterhin anzulügen. Zudem bekommt sie überraschende Hilfe von einer "Geringen", die ihr irgendwie bekannt vorkommt. Wer sie wohl sein mag?

Alka fühlt sich für ihr Haus immer mehr verantwortlich und möchte den jährlichen Wettbewerb gewinnen. Nur kommen dabei viele Gefahren und neue Probleme auf sie zu...

Ein düsteres Internat auf einer unerreichbaren Insel, eine Heldin mit dem tiefen Wunsch nach Rache und eine verbotene Liebe: »Written in Blood« ist Dark Academia vom Feinsten und ich kann das Buch rundherum empfehlen.

Elvira Zeißler: Eowyn - Das Erwachen der Jägerin

Eowyn ist eine junge und starke Frau, eine der Besten im Orden der Jägerinnen.
Beim neusten Auftrag des Ordens soll sie zwei Männer aus der Universitätsstadt Xinda ins Nachbarland geleiten.
Ein vermeintlich einfacher Job, doch ein gefährlicher Feind heftet sich an ihre Fersen.
Plötzlich wird die kleine Reisegesellschaft zu Gejagten. Nirgends scheint es noch sicher zu sein.

Elvira Zeissler hat eine tolle Fantasiewelt voller Geheimnisse, uralten Völkern, viel Zauberei und einer wunderbaren Heldin geschaffen.
Die Geschichte fesselt von der ersten Seite an.
Bei diesem Reihenauftakt stimmt alles: interessant Charaktere, spannende Handlung und immer wieder überraschende Wendungen.

Dolores Redondo: Alles was ich dir geben will

Als der erfolgreiche Schriftsteller Manuel Ortigosa gerade die letzten Seiten seines neusten Romans beendet, klopft es an der Tür. Zwei Polizisten teilen ihm mit, dass sein Ehemann in Galicien bei einem Autounfall tödlich verunglückt ist. Doch das kann gar nicht sein, denn Alvaro ist doch geschäftlich in Barcelona.
Manuel versucht, Alvaro auf dem Handy zu erreichen, doch der geht nicht ran. Mitleidig schauen ihn die Polizisten an.
Für Manuel bricht eine Welt zusammen.
Er reist nach Galicien, um Alvaro zu identifizieren und muss sich eingestehen, dass seine große Liebe wirklich tot ist. Außerdem erfährt er, dass sein Ehemann einem alten Adelsgeschlecht angehörte. Alvaro führte ein Doppelleben, von dem Manuel nichts wusste.
Bei der Beerdigung spricht ihn der pensionierte Polizist Nogueira an. Ihm ist aufgefallen, dass es sich um keinen gewöhnlichen Autounfall gehandelt hat...zu viele Ungereimtheiten! Eigentlich will Manuel nur schnell wieder nach Hause, doch die Möglichkeit, dass Alvaro ermordet wurde, lässt ihn in Galicien bleiben. Zusammen mit dem Ex-Polizist und Lucas, Alvaros Jugendfreund, will er dem Ganzen auf dem Grund gehen.
Dies ist eine Familiengeschichte, die in einen raffinierten Krimi verpackt wurde. Der bildgewaltige Schreibstil der Autorin nimmt uns Leser mit auf auf eine spannende Reise.
Die Landschaftsbeschreibungen sind so plastisch geschildert, dass ich am liebsten sofort meine Koffer packen und alles mit meinen Augen sehen würde.
Kennt jemand das Gefühl, ein Buch zu lesen und bereits nach ein paar Seiten zu wissen: Das ist etwas ganz Besonderes?
Wenn nicht, dann gerne mit diesen tollem Buch von Dolores Redondo versuchen!

Adriana Popescu: Goldkehlchen

Schauplatz dieses Romans ist die Seniorenresidenz “Schattige Pinie“ in Stuttgart. Der Demenz-Chor hat eine neue Dirigentin bekommen. Toni ist die Tochter eines internationalem Star-Dirigenten. Auch ihr liegt Musik im Blut, jahrelang spielte sie Klavier, gewann einen Musikwettbewerb nach dem anderen. Ihre Eltern sahen sie schon auf den großen Bühnen der Welt. Doch Toni hat andere Pläne und studiert Musikpädagogik. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Jetzt arbeitet sie in einem Kindergarten und eben ganz neu in der “Schattigen Pinie“. Sie hat sich intensiv darauf vorbereitet und fühlt sich gut gerüstet für ihre neue Aufgabe. Doch die Realität gestaltet sich schwieriger als gedacht.

Außerdem soll der kleine Chor an einem alljährlich stattfindenden Musikwettbewerb in Hamburg teilnehmen.
Alle Chormitglieder leiden an unterschiedlichen Stadien ihrer Erkrankung, was Tonis Aufgabe nicht leichter macht. Aber vielleicht gerade dadurch wachsen Ihr die einzelnen Menschen immer mehr an Herz.
Da wäre Valentin, ein ehemaliger Profisänger und Frank-Sinatra-Fan, dessen Tochter im weit entfernten Malmö lebt. Oder die stille Sophie, deren vielbeschäftigter Enkel Alexander sich kaum blicken lässt.
Außerdem Bolle, der darauf hofft, seine große Liebe Johanna nicht zu vergessen.
Und dann ist da noch das Ehepaar Dorothea und Ulrich. Er ist an Demenz erkrankt, doch auch sie hat ein großes Problem.

Die “Goldkehlchen“ treffen zwar nicht jeden Ton, aber durch das gemeinsame Singen gewinnen sie viel Kraft und Mut. Zusammen erinnern sie sich an Lieder aus vergangenen Zeiten.

Das Thema Demenz hat die Autorin sehr einfühlsam und sensibel
beschrieben. Sie schafft es sehr gekonnt und mit feinem Humor, dem Thema die Schwere zu nehmen.
Sogar ein bisschen Liebe ist dabei, eine vergangene, eine alte und eine neue.
Unsere Welt ist leider nicht perfekt, doch Musik lässt vieles leichter
ertragen. Was zählt ist der Augenblick, die Gemeinschaft und die Freude am Leben.
Dies ist ein lebensbejahender Roman, voller Hoffnung und Liebe.

Lucy Fricke: Die Diplomatin

‘‘Für mich eine tolle Sommerlektüre mit einem ernsten, beklemmend aktuellem Thema. Ein Werk, das viele Facetten aufweist – von Politthriller bis zu gut getarnter Romanze mit einem wunderbar eingängigen Sprachstil und trockenem Humor in diesen für Diplomatie so schwierigen Zeiten.‘‘

Friederike Andermann, kurz Fred, bekommt nach 20 Jahren im Auswärtigen Amt, endlich den Posten als Botschafterin.
Sie wird nach Uruguay, in die Hauptstadt Montevideo geschickt.
Dort scheint die Zeit still zu stehen und während einst die Botschafter den Lauf der Welt änderten, kümmert sich Fred nur um das Catering für den bevorstehenden Tag der Deutschen Einheit.

Doch dann passiert etwas Unvorhergesehenes, das dem Roman plötzlich Krimicharakter verleiht.
Wenn Fred jetzt einen Fehler macht, kann ihre Karriere ins Wanken geraten!
Dieser Teil des Buches hat mich wirklich überrascht und mich in seinen Bann gezogen.
Dann folgt ein Zeitensprung und die Geschichte um Fred geht zwei Jahre später in Istanbul weiter.
Dorthin ist Fred versetzt worden und nun mittlerweile schon zur Konsulin aufgestiegen.
Auch hier, in der Türkei, nimmt sich Fred eines Falles an, der sie langsam daran zweifeln lässt, ob alle dasselbe Verständnis von Diplomatie und Gerechtigkeit haben.
Als auch noch ein deutscher Journalist von den türkischen Behörden ins Visier genommen wird, ergreift Fred ungewöhnliche Maßnahmen.
Durch Zufall habe ich einen Podcast mit Lucy Fricke gefunden und wahnsinnig viele spannende Hintergrundinformationen zu ihrem Roman bekommen.
Faszinierend und schockierend zugleich, dass alle kleinen Geschichten im Buch tatsächlich schon mal irgendwo auf der Welt passiert sind.

Ein Buch, das man sehr gut lesen kann…..auch wenn man vorher nicht Außenminister war!

Sue Teddern: Die besten Wege führen ans Meer

Annie Stanley ist eine junge Frau, deren Leben durcheinander geraten ist. Ihren Job als Lehrerin hat sie gekündigt und von ihrem Freund hat sie sich auch getrennt.
Orientierungslos lebt sie von Tag zu Tag und weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Als ihr Vater gänzlich unerwartet stirbt, stürzt sie das in eine tiefe Krise. Das Fass zum überlaufen bringt allerdings die Ankündigung der Lebensgefährtin ihres Vaters, dessen Asche in den Alpen zu verstreuen. In einer Kurzschlusshandlung
entwendet sie kurzerhand die Urne. Auf der Suche nach dem perfekten Ort für das Abschiednehmen, reist sie entlang der britischen Küste. Damit macht Annie alles noch schlimmer und tritt immer wieder in diverse Fettnäpfchen.
Trotzdem beginnt sie endlich, ihr Leben und ihre Entscheidungen zu hinterfragen, so dass sie so manche zweite Chance geschenkt bekommt.
Oft sind es die schweren Momente im Leben, die uns verdeutlichen, worauf es wirklich ankommt.
Sue Teddern hat diesen anrühren Roman mit ganz viel Augenzwinkern geschrieben.
Wir als Leser lernen interessante, zuweilen skurrile Menschen kennen, die alle Annie auf ihrem Weg zu sich selbst weiterhelfen...
Ganz wunderbares Lesefutter für laue Sommernächte.

Helga Schubert: Der heutige Tag

Helga Schubert hat ein sehr persönliches Buch verfasst. Seit 1976 ist sie mit dem Maler und früheren Professor Johannes Helm verheiratet, den sie seit Jahren aufopferungsvoll palliativ umsorgt und pflegt.
Im Buch heißt er Derden, damit ist gemeint: "der, den ich liebe".
Zwei alte Liebesleute, die sich seit 65 Jahren kennen. Sie lässt ihr gemeinsames Leben Revue passieren, vom ersten Kennenlernen und dem künstlerischen Beginn in der DDR, die sie schon damals ihm zuliebe, der Liebe zuliebe, nicht verließ.
Nun ist das gemeinsame Haus in Mecklenburg zur Pflegestation geworden ist.

Schubert verschweigt nicht die bitteren, traurigen, harten Momente der Pflege. Manchmal möchte sie aber auch ohne Verantwortung und Pflichten sein, doch immer überwiegt die Liebe, auch wenn der Partner sie nicht mehr erkennt.

„Ich gab ihm unter der Decke die Hand und drückte sie. Und er drückte meine Hand. Wie ein Versprechen. In guten und in schlechten Zeiten. Aber es sind gar keine schlechten Zeiten. Ich bin immer bei dir, auch wenn ich tot bin. Ich werde dich immer beschützen. Und so lange wird es nicht dauern, bis du nachkommst, sagte er. In der Ewigkeit gibt es keine Zeit mehr, oder? Dann saßen wir noch eine Weile so. Und nichts fehlte. Und zu allem Überfluss sah ich auch noch einen hellen Stern über unserem Glasdach und zeigte auf ihn. Und wollte nicht woanders sein. Ich war glücklich in diesem Moment mit ihm, und die Zeit dehnte sich, und ich hatte keine Angst vor dem Morgen.“

Schubert hat hier eine wunderbare Hommage auf ihren Mann geschrieben. Ich bin nur so durch dieses kleine Buch mit dem schönen Cover geflogen. Dieses Buch, was zärtlicher nicht sein könnte, hat mich an mehreren Stellen zu Tränen gerührt.
Leseempfehlung für alle, die ruhige und schöne Geschichten lieben und keine Angst vor dem Älterwerden haben.

Jochen Gutsch, Maxim Leo: Frankie

Frankie ist ein Kater, der eigentlich recht zufrieden auf einen Müllberg lebt.
Eines Tages beobachtet er einen Mann in einem sonst unbewohnten Haus. Dieser Mann spielt mit einem langen Faden, der von der Decke hängt.
„Merkwürdig“, denkt Frankie„ Menschen spielen eigentlich nicht mit Fäden herum.“ Doch dieser Mensch ist sowieso besonders: er ist schlecht gelaunt, riecht nach Wasser, aber irgendwie doch anders!
Etwas am Verhalten des Mannes kommt ihm äußerst sonderbar vor, so dass er ihn anspricht. Richtig, er kann „menschisch“ sprechen!
Frankie erzählt frei heraus und ohne Rührseligkeit über das Drama eines schwer depressiven Menschen.
Das ganze Leben aus der Sicht eines Katers, spannend und kurzweilig zu lesen. Dabei doch so lebensklug und witzig.
Nicht nur für Katzenfreunde!

Petra Hartlieb: Zuhause in unserer Buchhandlung

"... immer, wenn ich allein im Bett liege und nicht einschlafen kann, dann stell ich mir vor, wie Pippi, Tommy und Annika mit dem kleinen Drachen Kokosnuss Karten spielen..."

Was für eine wunderbare Vorstellung von Toni!! Und davon gibt es in dem Vorlesebuch von Petra Hartlieb jede Menge…
Toni lebt in Hamburg. Doch eines Tages erklären die Eltern, dass sie bald mit der ganzen Familie nach Wien ziehen werden. Dort haben sie eine Buchhandlung gekauft und können im Stockwerk direkt darüber wohnen.
Toni erzählt aus kindlicher Perspektive, naiv, liebenswert und mit viel Humor vom Umzug nach Wien, den Anfängen und dem Leben in einer Buchhandlung.
Ganz nebenbei fließen die buchhandelsspezifischen Arbeiten in die Geschichte mit ein. So schafft Petra Hartlieb eine perfekte Mischung zwischen Sachbuch und Vorlesebuch für Kinder ab 5 Jahren.
Man erfährt wie die Bestellungen funktionieren, wie das Abholfach eingeräumt und das Schaufenster dekoriert werden, wie der Kassenabschluss funktioniert, wie es mit der Personalsuche geht, ob einem als Inhaber all die Bücher selbst gehören und ob man mit einer Buchhandlung megareich werden kann.
Viele kleine und große liebevolle Details finden sich in den farbenfrohen Illustrationen. Besonders die doppelseitigen Zeichnungen, die das neue Zuhause zeigen, sind wunderschön gestaltet.
Fazit: Mein Buchhändlerherz strahlt!!! Für Leseratten ist die Vorstellung in einer Buchhandlung zu wohnen ein Traum. Das Schönste jedoch ist der Zauber, der von der Buchhandlung ausgeht und das Lesen magisch macht. All die Abenteuer, die dort zwischen den Buchdeckeln schlummern, und nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Klare Leseempfehlung für alle Kinder und Erwachsenen, die Bücher lieben!

Katherine Applegate: Endling

In diesen Roman wird eine ganz wunderbare Fantasy-Welt erschaffen.
Im Mittelpunkt steht Byx, ein Dalkin-Mädchen im Königreich Nedarra. Dalkins sind hundeähnliche Wesen, die aufrecht gehen und jede Lüge von der Wahrheit unterscheiden können. Durch diese Fähigkeit wurden Sie den Machthabern zu gefährlich und sie wurden fortan gejagt.
Als Byx eines nachts nur kurz den Bau verlässt, rettet sie den kleinen Tobble aus dem Meer. Tobble ist ein Wobbyk, klein, flink, wüstenfuchsartig, treu und sehr mutig. Bei Byxs Rückkehr zum Rudel, muss sie feststellen, dass alle von Menschen ermordet wurden. Jetzt ist sie die letzte ihrer Art – ein Endling!
Sie weiß nicht, wohin sie gehen soll, doch Tobble bleibt bei ihr. Als ein Junge beide gefangen nimmt, der ihr in der Nacht, als sie ihre Familie verlor, das Leben rettete, weiß Byx nicht, wem sie trauen kann.
Und so beginnt ein bildgewaltiges, extrem spannendes Abenteuer. Unterstützung bekommt Byx von den Menschen Khara und Renzo und von Gambler, einem katzenartigen Wesen. Gemeinsam begeben sich alle auf die Suche noch einer abgelegenen Insel, wo noch Dalkins leben sollen…
Ein fantastisches Leseabenteuer mit Tiefgang. Es geht um Freundschaft, Treue und Mut, aber auch den Umgang mit Verlust und Trauer.
Voller Begeisterung von mir gelesen. Alle Fantasy-Fans ab 11 Jahren und allen junggebliebenen Leser*innen kann ich dieses Buch ans Herz legen. Das Schönste ist, dass das Abenteuer noch in zwei Folgebänden weiter gehen wird.
Viel Freude damit!

Peter Stamm: In einer dunkelblauen Stunde

Seit Tagen wartet die Dokumentarfilmerin Andrea mit ihrem Team auf Richard Wechsler in seinem Heimatort in der Schweiz. Bei ersten Aufnahmen in Paris hatte der bekannte Schriftsteller wenig von sich preisgeben wollen und nun droht der ganze Film zu scheitern. In den kleinen Straßen und Gassen des Ortes sucht Andrea, entgegen der Absprache, nach Spuren von Wechslers Leben. Doch erst als sie wieder seine Bücher liest, entdeckt sie einen Hinweis auf eine Jugendliebe, die noch immer in dem kleinen Ort leben könnte. Eine Jugendliebe, die sein ganzes Leben beeinflusst hat und von der nie jemand wusste.
Als großer Fan von Peter Stamms Romanen habe ich mich direkt auf seinen neuen Titel gestürzt und auch diesmal wieder festgestellt, dass Stamm ein großartiger Stilist ist, der mich mit seinen Beschreibungen und den Charakterisierungen seiner Figuren fesselt.
Dem Autor geht es oft mehr um das Innenleben eines Menschen als um die äußere Handlung, die Sprache ist so klar und ehrlich, voller großartiger Sätze zum Hineintauchen.
Und diesmal zeigt Peter Stamm eine andere Seite von sich: Während er sonst seine genauen Beobachtungen in kurzen, schmucklosen Sätzen schildert, die ohne Humor auskommen, gelingt es ihm in seinem neuen Werk, durch die Protagonistin Andrea, mit Komik und Ironie beim Leser zu punkten.
Ein sehr hintergründiges Lesevergnügen!

Emanuel Bergmann: Der Trick

Am Wochenende fiel mir bei Aufräumarbeiten ein älteres Leseexemplar in die Hände und ich begann, darin zu lesen. Sofort dachte ich: Was für ein tolles Buch! Obwohl schon etwas älter, möchte ich es gern hier vorstellen:

Der Roman beginnt in Prag, kurz vor dem ersten Weltkrieg. Rabbi Goldenhirsch lebt mit seiner Frau in bescheidenen Verhältnissen. Eigentlich ist er ganz zufrieden, wenn nur der liebe Gott ihnen einen Sohn schenken würde. Das Wunder geschieht, als er an der Front kämpft. Zwar irgendwie merkwürdig, da er keinen Heimaturlaub hatte, doch das Geschenk des Herrn wird dankbar angenommen. Der kleine Mosche wird geboren und die Familie verlebt schöne Jahre. Bis das Unglück die Familie ereilt und die Mutter stirbt.
Der Vater beginnt zu trinken und immer öfter lässt er seine Wut an Mosche aus oder erdrückt ihn mit seiner weinerlichen Zärtlichkeit. Als ein Nachbar den Jungen einmal mit zu einer Zirkusvorstellung nimmt, ist Mosche sofort von der magischen Welt verzaubert. Tage später eskaliert die Situation mit seinem Vater und Mosche läuft fort. Er sucht in der Zirkuswelt sein Glück.

Und wirklich wird er der roße Zauberer Zabattini!

Wie genau, das müssen Sie schon selbst lesen! Aber damit ist die Geschichte noch lang nicht auserzählt.

Viele Jahre später lebt der zehnjährige Max in Los Angeles. Als seine Eltern sich trennen, gibt er sich selbst die Schuld daran. Beim Auszug des Vaters findet er eine Schallplatte vom "großen Zauberer Zabattini". Darauf wird auch ein Liebeszauber erklärt, doch genau an diese Stelle hat die Platte einen Sprung. Max muss diesen Zauberer unbedingt finden! Und so begibt er sich auf die Suche und...

Lassen Sie sich von diesem Buch verzaubern. Es ist eines der schönsten Bücher, die ich je gelesen habe. Trotz vieler trauriger Begebenheiten hat es ganz viel Witz. Falls Sie gern Hörbücher mögen, kann ich dieses besonders empfehlen. Es wird hervorragend von Stefan Kaminski gelesen, ein Genuss!

Julie Clark: Der Plan

Als Kat, einst motivierte Journalistin, erfährt, dass Meg Willians wieder in der Stadt ist, bereitet sie sich auf eine langersehnte Rache vor. Sie möchte die Trickbetrügerin hochgehen lassen, die vor 10 Jahren nicht nur dafür sorgte, dass die Machenschaften eines angesehenen Schulleiters aufgedeckt wurden, sondern auch dafür, dass Kats Leben zerstört wurde. Schnell wird klar, dass es auch Meg um Rache geht, Rache an demMann, der ihr und ihrer Mutter vor Jahren alle genommen hat.
Undercover schleust sie Kat in Megs Leben und es entsteht eine Verbindung, die keine von beiden so geplant hatte.
Der Anfang des Buches war zunächst verwirrend, da man mitten ins Geschehen geworfen wird, ohne genau zu wissen, wer die beiden Frauen Kat und Meg sind, was sie verbindet und was sie planen. Dies zeigt sich erst nach und nach in wechselnden Perspektiven und Zeitebenen, die allerdings gut verständlich ineinander greifen, ja sogar dafür sorgen, dass es richtig spannend wird.
Das hat mich dann doch sehr überrascht, da es in dem Thriller vollkommen unblutig zugeht. Natürlich kann man nicht alles für bare Münze nehmen, was Meg als Trickbetrügerin gelingt. Trotzdem war ich gefesselt von der Geschichte der beiden Frauen in Vergangenheit und Gegenwart. Beide sind stärker, als man zunächst annimmt und ihre Entwicklung fand ich richtig gut und nachvollziehbar. Ständig stellt man sich dei Frage, wer hier wen ausspioniert und zu Fall bringen möchte. Vergeltung an Männern, die sich etwas haben zu Schulden kommen lassen, spielt eine ganz große Rolle für beide Frauen.
Der Plot ist recht raffiniert aufgebaut und ich war so gefesselt, dass ich das Buch fast an einem Stück gelesen habe. Julie Clarks ungewöhnlicher Thriller hat mich im Urlaub blendend unterhalten.

Mechthild Borrmann: Feldpost

Die Anwältin Cara Russo sitzt kurz vor Weihnachten in einem Café. Da setzt sich eine alte Dame u ihr und sie kommen ins Gespräch. Diese erzählt ihr, dass sie einer alten Bekannten Unterlagen aus dem Nachlass ihrer Mutter bringen wollte. Doch bei der angegebenen Adresse kannte niemand ihre Freundin. Kurz danach entschuldigt sich die alte Dame, um zur Toilette zu gehen. Leider taucht sie auch nach längerer Zeit des Wartens nicht wieder auf.
Zurückgeblieben ist ihr Tasche mit Unterlagen über einen Hausverkauf und ganz berührende Liebesbriefe aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Da Cara schon Urlaub hat, stellt sie Nachforschungen an und stößt auf die Geschichte einer verbotenen Liebe und dunkler Machenschaften in Nazi-Deutschland.
Fassungslos lesen wir über den menschenunwürdigenund demütigenden Umgang mit Systemkritikern und Personen, die nicht ins Raster passten.
"Feldpost" ist die Geschichte zweier befreundeter Familien zur Zeit des Nationalsozialismus und ihren unterschiedlichen Werdegängen. Wieder einmal ist es Mechthild Borrmann gelungen, uns deutsche Geschichte in einem super spannenden Roman näher zu bringen. Ihre Themen sind aktueller denn je. Ein Buch gegen das Vergessen! Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, eine absolute Leseempfehlung von mir.

Clare Pooley: Das Wunder von Bahnsteig 5

Dieser wunderbare Romas erzählt von Menschen, die jeden Tag denselbenZug von Hampton Court nach London nehmen. Sie alle kennen sich vom Sehen, aber als routinierte Pendler haben sie noch nie ein Wort miteinander gewechselt. Im Mittelpunkt dieses Romans steht die Ratgeberkolumnistin Iona, stets in Begleitung ihres Hundes Lulu. Da sind des weiteren das stille Teenager-Mächen, der unscheinbare Typ von nebenan und die hübsche Leseratte. Jeder hat seine eigenen Sorgen, so auch der Schnösel im Anzug, Piers. Als der sich eines Morgens verschluckt, ändert sich alles. Iona ruft um Hilfe, Sanjay als Krankenpfleger hilft - und alle sind sie zukünftig keine Fremden mehr. Man lernt sich kennen, respektieren und füreinander da zu sein.
Ein ganz fabelhafter Roman, warmherzig, witzig und aufbauend. Ich hatte beim Lesen ein ganz wohliges Gefühl und habe jeden einzelnen der Protagonisten in mein Herz geschlossen. Lassen Sie sich verzaubern!

Sandro Natalini: Familie

Was macht eine Familie aus?
Im wesentlichen doch Liebe und Geborgenheit!

Dieses wunderbare Bilderbuch vermittelt mit gefühlvollen Bilden und tollen Texten worauf es ankommt. Es geht um Respekt, Zusammengehörigkeit, Toleranz und Liebe. Denn eins ist klar, heutzutage gibt es viele Arten von Familien und niemand sollte sich ausgegrenzt fühlen, nur weil man nicht dem klassischem Familienbild entspricht. Ja, es gibt auch Missverständnisse und Streit, doch Hauptsache man umarmt sich am Ende wieder.

Ein großartiges Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren und auch für junge Eltern!

Elizabeth Lim: Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)

Ein Märchen, ein wundervolles, magisches Abenteuer in einer antiken, chinesischen Fantasy-Welt – und sein Klang ist so altbekannt wie die Erzählungen, die ich mit glänzenden Kinderaugen gelesen habe.

Prinzessin Shiori'anma, die Tochter des Kaisers von Kiata, Nesthäkchen und notorischer Hitzkopf, hat ein Geheimnis: sie wurde mit Magie geboren. Was sich erst einmal großartig anhört, ist ein ziemliches Problem, wenn man in einem Königreich aufwächst, in dem die Magie von den Göttern höchstpersönlich verbannt worden ist – in die Heiligen Berge, zusammen mit den Dämonen.

Leider scheitert Shiori darin, dieses Geheimnis für sich zu behalten, und so, nachdem sie ihre eigene Verlobungsfeier hat platzen lassen und fast ertrunken wäre, findet ihre Stiefmutter heraus, dass Shiori Magie beherrscht – und Shiori findet heraus, dass ihre Stiefmutter selbst eine Magierin ist.
Um ihrer lauten, impulsiven Stieftochter und deren sechs Brüdern nicht die Gelegenheit zu geben, sie auffliegen zu lassen, belegt die Gemahlin des Kaisers Shiori mit einem Fluch und verwandelt alle sechs Prinzen in Kraniche.

Was folgt, ist eine lange, beschwerliche, schmerzhafte Reise, um den Fluch zu brechen, eine Reise, die Shiori alles abverlangt. Wenigstens sind Kiki – ihr Papiervogel –, ihre Brüder und ihr ehemaliger Verlobter da, um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

Am Ende, trotz all ihrer Impulsivität, Kopflosigkeit, ihres Mutes und ihrer Entschlossenheit ist es doch eine einzige Frage, die wichtiger ist als alles andere und die Shiori niemals aufhört zu stellen: „Warum?“ Eine Frage, die am Ende beweist, dass nur der, der wirklich verstehen will, tatsächlich die Wahrheit erkennt. Und dass diejenige, die sich für einen magischen Papiervogel fast selbst im See ertränkt, alle Loyalität verdient hat.

Olivier Norek: Das versunkene Dorf

Noémie Chastain leitet die Drogenfahndung der Pariser Polizei. Bei der Stürmung der Wohnung eines Drogendealers wird sie schwer verletzt. Sie überlebt, allerdings bleibt eine Gesichtshälfte entstellt. Ihr Lebensgefährte und Kollege kann damit nicht umgehen und lässt sie im Stich.

Nur langsam gelingt es ihr die Missbildung anzunehmen. Hilfe bekommt sie von einem Psychologen, der es mit viel Erfahrung und Geduld schafft, dass Noèmie wieder arbeiten kann. Leider sehen ihre Vorgesetzten das nicht so und schicken sie erst mal einige Wochen in die Provinz. Nebenbei soll sie überprüfen, ob das dortige Kommissariat geschlossen werden kann – Sparmaßnahmen stehen an. Leider warten in dem kleinen Örtchen keine Verbrechen auf Noémie und dementsprechend frustriert ist sie. Ausgerechnet am Tag ihrer Abreise wird in einer Plastiktonne im Stausee eine Kinderleiche gefunden. Eine DNA-Analyse zeigt, dass es sich um eins von drei entführten Kinder handelt, die beim Bau des Stausees entführt wurden.
Ein Cold Case, den sie und ihre neuen Kollegen bearbeiten sollen. Was geschah damals während des Bauarbeiten an dem Stausee, des Neuaufbaus des Ortes und der Flutung des alten Avalones? Die Bewohner machen es der Ermittlerin nicht leicht, denn die alten Geschichten haben tiefe Wunden hinterlassen. Und das Wasser hat Spuren und Geheimnisse überflutet.
Ganz eindeutig will jemand, dass das auch so bleibt. Doch so schnell gibt Noémie nicht auf, denn sie ist stur, aber auch vorsichtig, denn auch ihr Leben gerät in Gefahr. Wem kann sie noch trauen?

Ein Kriminalroman, der alles hat: Spannung ab der ersten Seite, einen psychologisch raffinierten Plott und ein überraschendes Ende. Außerdem haben mich viele Dialoge trotz ernsten Hintergrunds zum Schmunzeln gebracht. Eine absolute Leseempfehlung!

Katja Keweritsch: Die wundersame Reise der Bienen

Anna und ihr Freund und Fast-Verlobter Christopher haben gerade den Sommerurlaub an der sonnigen Cote D‘Azur beendet und wollen nun den Flieger zurück nach Hamburg nehmen. Alles scheint perfekt. Sie sitzen bereits auf ihren Plätzen, als Anna eine Panikattacke überfällt, genau in dem Moment als sich die Türen schließen. Ihrem Freund sagt Anna, dass sie einfach den nächsten Flug nehme und lässt ihn alleine fliegen, da er einen wichtigen Termin bei der Arbeit wahrnehmen muss.
Schnell wird jedoch bewusst, dass sie es auch beim nächsten Mal nicht schaffen wird, obwohl sie es früher liebte, über die Wolken zu schweben und zu verreisen. Sowohl Bus und Bahn scheiden aus um nach Hause zu kommen, denn sie hätte bei beidem nicht die Möglichkeit, im Falle einer erneuten Panikattacke, einfach jederzeit auszusteigen. Also bleibt ihr nur eines: sie meldet sich bei einer der nächstgelegenen Meldestelle und bitten um eine Mitfahrgelegenheit.

Fast parallel lernen wir Leser Harm kennen. Er ist mit 42 Bienenstichen auf Füßen und Waden am Flughafen, um seine wertvolle Fracht vom Zoll abzuholen. Alleine kann er mit seinen auf Übergröße geschwollenen Füßen nicht mehr weiter. So meldet sich auch er in der Meldezentrale, um einen Reisegfährten zu finden. Wie es der Zufall so möchte müssen sowohl Anna, als auch Harm in die gleiche Richtung. Nach einem überaus interessanten Kennenlernen geht die Reise los.

Das Buch vereint idyllische Landschaften, die bildhaft beschrieben sind mit detaillierten Charakteren und der Liebe zu Bienen und deren Überstehen.

Helene Flood: Die Psychologin

Die Psychologin Sara und ihr Mann, Architekt Sigurd, sind jung, stehen beide am Anfang der Selbstständigkeit und sind chronisch mit sich und ihrem Leben überfordert. Während Saras Praxis für Jugendliche schleppend anläuft, arbeitet ihr Mann bis spät in die Nacht. Das Haus, das die beiden geerbt haben, ist im Umbau, doch auch dieser kommt nicht voran. Über all diesen Problemen droht das junge Ehepaar zu zerbrechen, als Sigurd sich morgens zu einem Wochenendausflug mit Freunden verabschiedet. Doch er kommt nie an … Während die Polizei die Ermittlungen aufnimmt häufen sich seltsame Vorfälle in Saras Haus und es scheint, als gerate sie zusehends selber in Gefahr.

Die Psychologin ist ein unblutiger Thriller mit einer durchaus interessanten Handlung. Erzählt wird ausschließlich aus der Sicht von Sara. So werden wir Zeugen der Therapiestunden mit ihren Patienten, der schlaflosen Nächte in einem leeren Haus, der Befragungen durch den Polizisten Gundersen und vieler Erinnerungen an die viel zu früh verstorbene Mutter, den unzugänglichen und weltfremden Vater und natürlich der Ehe mit Sigurd. Das ist psychologisch sehr interessant und die Spannung wird nicht durch ausufernde Gewalt oder ein extrem hohes Tempo erschaffen. Im Gegenteil, der ruhige Erzählton lässt das Unbehagen langsam unter die Haut kriechen, mit der Protagonistin fühlt man sich zunehmend unwohl, ohne die geringste Ahnung, woher die Bedrohung kommt. Unerwartete Wendungen und neue Informationen lassen vieles immer wieder in neuem Licht erscheinen, bis man keiner Figur mehr traut – und dann feststellt, dass man doch völlig falsch lag!!

Carsten Henn: Der Geschichtenbäcker

Christina Escher stellt uns heute ein schönes, warmherziges Buch vor:
Der Geschichtenbäcker von Carsten Henn

Nachdem ich „Der Buchspazierer“ vom Kölner Autor Carsten Henn verschlungen habe, war ich voller Erwartungen auf den neuen Roman, der auch wieder von einem kauzigen Einzelgänger handelt, den man einfach lieben muss: Giacomo, der aus Kalabrien kommt, der seinen Bäckerberuf liebt, ihn mit wahrer Leidenschaft betreibt, der mit Dackel "Motte" spricht und der bei Problemen seine 80-jährige "Nonna" in Kalabrien per Telefon um Rat fragt. Es ist stellenweise etwas unrealistisch, wie der Bäcker Geschichten für seine Kunden in die Brote einbackt.

Aber deshalb lesen wir doch solche Geschichten. Außerdem geht es um Sofie Eichner, eine Prima-Ballerina des örtlichen Konzerthauses, die wegen einer Verletzung ihre Karriere beenden und zusehen muss, wie ihr Ehemann Florian, der Choreograf der Tanzcompagnie, nun ihre Nachfolgerin Irina trainiert... das wirft sie so aus der Bahn, dass auch ihre Ehe in eine Krise gerät. Leider fand ich Sofie als Figur sehr unsympathisch….so sehr, dass sie mich wirklich sauer gemacht hat. Aber auch das kann Literatur: Emotionen beim Leser hervorrufen! Zwei weitere Figuren sind die mürrische Bäckereiverkäuferin Elsa und Sofies achtjährige Nichte Anouk, die uns sie Welt durch Kinderaugen betrachten lässt. Henns Geschichte ist zwar zuweilen kitschig, rührselig, sentimental,
manchmal vorhersehbar, aber wenn man sich darauf einlässt, wird man mitgerissen von Giacomos Weisheiten und seiner schönen Sicht auf die Welt und das Leben, dem Glück der kleinen Dinge und dem Mut zur Veränderung.

Fazit: Für mich die ideale Urlaubslektüre, einfühlsam, kurzweilig, warmherzig und wunderbar bildreich geschrieben.

Richard Roper: Zwei auf einem Weg

Karla Stawicki stellt uns ein Buch der wirklich wichtigen Dinge im Leben vor:
Zwei auf einem Weg von Richard Roper

Theo und Joel waren in ihrer Jugend beste Freunde, zusammen träumten sie davon Autoren für Sitcoms zu werden. Aber ein Unfall ändert alles. Für Joel geht der Traum in Erfüllung, aber bei Theo lief vieles schief: Job - weg, Freundin - weg . Jetzt lebt er schon seit zwei Jahren im Gartenhaus seiner Eltern. Ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag werfen ihn seine Eltern raus. Da steht Joel vor seiner Tür und erinnert ihn an ihren alten Plan den „Themse-Pfad“ zusammen zu wandern.Er ködert ihn mit einem Projekt bei der BBC. So beginnt ihre Reise entlang der Themse und in ihrer Vergangenheit.

Richard Roper schreibt über eine Jugendfreundschaft, von geplatzten Erwartungen und Träumen, wie schwer es ist Erwachsen zu werden und Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

Dies ist auch ein Roman über das Wandern, von Begegnungen mit Menschen und Tieren, von der Ruhe in der Natur. Es ist ein herzerwärmendes Buch, was einem zum Nachdenken anregt und sehr anrührt, trotzdem wunderbar kurzweilig geschrieben.

Haruki Murakami: Erste Person Singular

Natalia Prinz empfiehlt eine Sammlung von Kurzgeschichten, die zum Nachdenken und Philosophieren anregen:
Erste Person Singular von Haruki Murakami

Murakami hat in diesem Buch Kurzgeschichten gebündelt, die sich mit dem Erinnern beschäftigen: Was wir erinnern, in welcher Form und warum überhaupt. War es eine besonders prägende Situation? Ein Moment der Klarheit? Oder vielleicht doch eher ein Gefühl, das wir unser Leben lang nicht mehr vergessen?
Er zeigt uns durch 9 dieser Erinnerungen Momente ungefilterter Ehrlichkeit, manchmal ein wenig explizit, manchmal sogar schräg, aber immer etwas, das mich zum Nachdenken oder sogar Lächeln gebracht hat.

Der SPIEGEL sagt über dieses Buch: „Es ist eine Meditation über Erinnerung, Zufall und den Zauber des Moments, aus der Perspektive eines langen Lebens.“

Und genau das ist es, eine Sammlung in Murakamis einzigartigem Schreibstil, der Zugang zu seinen persönlichen Gedanken liefert. Ich habe ihm nicht in allem zugestimmt - aber das ist nicht schlimm, denn es ist schließlich seine Sicht auf das Leben.

Diese Sammlung ist perfekt geeignet, um immer wieder mal zwischendurch die eine oder andere Geschichte zu lesen; und vielleicht im Anschluss selbst zu reflektieren und nachzudenken. Mir hat das viel Spaß gemacht und vielleicht geht es dem einen oder anderen genauso.